Schottergärten (k)eine Alternative?

Ein Denkanstoß von Umweltbeauftragten des Evangelischen Kirchenkreises "An der Agger"

Bildquelle : NABU

 

 

Die Bundesregierung hat das "Aktionsprogram Insektenschutz" verabschiedet. Dazu sind in erster Linie Landwirte aufgefordert, ihren Beitrag zu leisten.
Aber Jede und Jeder kann bei diesem Aktionsprogramm auch mitmachen. Das kann z.B. im eigenen Vorgarten geschehen.

Umweltbeauftragte im Evangelischen Kirchenkreises "An der Agger" haben sich dazu Gedanken gemacht.

Der Denkanstoß wurde auf  der Homepage
des Kirchenkreises veröffentlicht.

Hier Auszüge aus dem Denkanstoß:


Vielleicht haben Sie so einen Vorgarten, wie auf dem Bild abgebildet, schon einmal gesehen, im eigenen Ort, auf einem Spaziergang - irgendwo. Mittlerweile greifen immer mehr Hausbesitzer bei der Gestaltung ihrer Vorgärten zu Kies und Schotter. Vermeintlich schnell soll es gehen, und viele Bürger*innen gestalten ihren Vorgarten auf eine bisher unübliche Methode.
Oft wird dabei Mutterboden abgetragen und auf die freie Fläche kommt dann ein wasserdurchlässiges Vlies. Diese Unterlage soll verhindern, dass (Un)Kräuter im Vorgartenwachsen können. Anschießend erhält das Vlies eine Schicht mit Kies, Steinen oder Schotter.Im Einzelfall werden dann vielleicht noch ein paar Gehölze in die graue Fläche gepflanzt. In erster Linie soll solch ein Gart en die Pflegearbeit auf ein Minimum reduzieren. Aber stimmt dies auch ?

Laut eines Leitfadens des Städte- und Gemeindebundes NRW machen solche Schottergärten auf lange Sicht zusätzliche Arbeit. Kräuter, Flechten und Moose siedeln sich mit der Zeit doch auf den Steinen an. Den Schotter und den Kies davon zu befreien, das wird dann viel aufwendiger als ein Beet, das mit Stauden und Blumen bepflanzt wurde.

Außerdem entsteht durch das Vlies eine Teilversiegelung des Bodens. Der Boden kann kaum mehr Regenwasser aufnehmen und das Wasser fließt direkt in die Kanalisation oder staut sich an der Hauswand. Im schlimmsten Fall dringt Regenwasser bei Starkregen in die Hauswand ein. Dies sind neben dem verlorenen Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen, weitere kritische Aspekte der Schottergärten.

Im Gegensatz dazu sorgen aus ökologischer Sicht grüne Vorgärten für ein besseres Mikroklima.

Gerade in der Zeit des Klimawandels ist dies ein wichtiger Aspekt. In einem Fernsehbericht des Südwestrundfunks (Ausstrahlungstermin: 20.08.2020) konnte in einer exemplarischen Messung nachgewiesen werden, dass die Bodentemperatur in einem Schottergarten doppelt so hoch war, als der Boden einer am Haus nahe gelegenen Grünfläche.

Grünflächen wirken somit auch als Wärmesenken, um das Mikroklima am Haus zu verbessern.

(Link zum Fernsehbericht hier )

Vorgärten und kleine Grünflächen haben zudem eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima. Sie sind Lebensräume für Pflanzen, Insekten und Vögel. Wir wissen, dass die Anzahl der Insekten stark zurückgegangen ist.

Viele Faktoren haben in der Vergangenheit dazu beigetragen, dass die Anzahl der Insekten stark zurückgegangen ist. Die Gestaltung der Gärten ist einer davon. Jeder Hausbesitzer kann etwas gegen das Insektensterben tun.

Daher möchten wir Sie dringend bitten, falls Sie überlegen sich solch einen Schottergarten  anzulegen: Bitte suchen sie andere Lösungen. Zum Wohle der Schöpfung – aber auch zu unser aller  Wohl.

Manfred Fischer, Umweltbeauftragter des ev. Kirchenkreises An der Agger
Peter Schmidt, Umweltbeauftragter des ev. Kirchenkreises An der Agger
Dietmar Hartmann, Umweltbeauftragter der ev. Kirchengemeinde Marienberghausen , (Mitglied im Vorstand NABU-Oberberg)

 

Anmerkung:
Der Denkanstoß zu den Schottergärten ist aus der Bürgerinitiative Oberberg-Süd heraus enstanden. Die Bürgerinitiative hat im Sommer 2020 eine Bürgeranregung gemäß § 24 der Gemeindeordnung von NRW an 5 Kommunen im Südkreis des Oberbergischen Kreises eingereicht. In dieser Anregung wird auf das Problem von Schottergärten hingewiesen, mit der Bitte, die Problematik in den zuständigen Gremien zu beraten und eine Beschlussfassung herbeizuführen.