Menschenkette protestierte gegen Reaktor mit vielen Rissen

Auch 60 Personen aus unserer Region waren mit dabei

Blick entlang der Menschenkette Bildquelle: privat

Die besorgten Oberberger bei der Protestkundgebung Bildquelle privat

- Flémalle, Belgien

50.000 Menschen haben am Sonntag, dem 25.6. eine 90 km lange Menschenkette um das wegen seiner Risse bekannte Pannen-Atomkraftwerk Tihange 2 gebildet. Sie protestieren damit gegen den gefährlichen Weiterbetrieb des AKW trotz der offenkundigen Materialschäden.

Mit dabei waren auch über 60 Oberberger. Per Bus reisten allein 53 Atomkraftgegner aus Oberberg, Siegen-Wittgenstein und dem Märkischen Kreis nach Flémalle (südwestlich Lüttich/Liège), dem geplanten Einsatzort in der Menschenkette an. Allein in der letzten Zeit wurden immer mehr Risse in den Reaktorbehältern festgestellt, nein diese sind nicht neu, sondern nur aufgrund einer anderen Messmethode festgestellt worden, räumte der Betreiber Elektrabel ein.

Hinzu kamen weitere 10 bis 15 Oberberger, die ihre Teilnahme an der Menschenkette mit einem Tagesausflug nach Wallonien verbunden hatten.

Manfred Fischer vom Klimabündnis Oberberg sagte: "Auch die Menschen in Oberberg sind in Sorge um die Sicherheit der Reaktoren in Tihange und Doel, schließlich liegen auch wir bei einem Unglücksfall in der Linie der Gefährdung"

Der Hausärzteverband Oberbergischer Kreis hatte seine Mitglieder zur Teilnahme an der Menschenkette aufgerufen, um vor den gesundheitlichen Risiken auch für Oberberg zu warnen. Und tatsächlich nahmen mehrere oberbergische Ärzte an der Menschenkette teil! Sogar ein ganzer Betriebsausflug aus einer oberbergischen Praxis reiste zur Menschenkette nach Flémalle an, um danach im Hohen Venn wandern zu gehen!

Schließlich standen über 60 Oberberger in der Menschenkette – egal ob per Bus, per PKW oder Betriebsausflug angereist! So viele Oberberger haben noch nie an einer Anti-Atom-Demonstration teilgenommen. Das zeigt auch, wie ernst die Menschen das Risiko durch diesen unseligen Reaktor nehmen.

Die Bürger von Flémalle nahmen den Einfall der Atomkraft-Gegner in ihrer Stadt teils verblüfft, teils freudig mit Hupkonzerten und Applaus zur Kenntnis. Für die Oberberger eine Bestätigung, dass sich das Engagement in Belgien gelohnt hat, um auf die Risiken von Tihange 2 und seiner Tausenden Risse aufmerksam zu machen!

Hintergrundinfortmationen:

Tihange 2 liegt nur 170 km Luftlinie von Gummersbach entfernt. Bei der meist vorherrschenden SW-Wind-Strömung blieben also auch dem Oberbergischen bei einem Leck des Reaktor-Druck-Behälters nur etliche Stunden.

Auch der designierte NRW Ministerpräsident Laschet äußerte seine Unterstützung zu den Protesten: "Die Reaktoren Tihange 2 und Doel 3 sorgen immer wieder für negative Schlagzeilen", sagte Laschet. "Vor allem die Menschen in der gemeinsamen Grenzregion Nordrhein-Westfalen - Niederlande - Belgien sorgen sich angesichts der eklatanten Sicherheitsmängel um ihre Gesundheit".

Der Leiter hält sein Kraftwerk für "absolut sicher"

Für den Leiter des Kernkraftwerks Tihange, Jean-Philippe Bainier, ist Tihange eines der sichersten Kraftwerke europaweit, "wenn nicht sogar weltweit", wie er kürzlich der Aachener Zeitung und den Aachener Nachrichten sagte. Dagegen zweifeln deutsche Experten an der Sicherheit bei Störfällen.

Die möglichen Folgen eines größeren Zwischenfalles oder gar eines GAU im rund 70 Kilometer entfernten Tihange hat eine von der Städteregion Aachen in Auftrag gegebenen Risiko-Studie gezeigt: Bei üblichen Wind-Verhältnissen können demnach weite Teile des Rheinlands verstrahlt und die Aachener Grenzregion unbewohnbar werden, daher setzen sich auch viele Politiker der Grenzregion für eine Abschaltung und den Rückbau der Meiler ein.

 

Internet-Links: 

Karte des österreichischen  Umweltbundesamtes mit allen AKWs in Europa 

Aufruf des Hausärzteverbands Oberberg

Mehr als 3.000 Schäden bei Tihange 2  berichtete die Tagesschau

Bilder von der Menschenkette in Flémalle/Belgien